Smart City Ebreichsdorf
Die Pottendorfer Linie, ein Teil des Projektes zur Ausbau der Südstrecke Österreichs, wird bis 2023 zwischen Wien und Wiener Neustadt durchgehend zweigleisig ausgebaut. Der zentrale Knotenpunkt des Projektes im Abschnitt Münchendorf – Wampersdorf stellt der neue Bahnhof in Ebreichsdorf dar. Die Erneuerungen umfassen nicht nur der Bau eines zweiten Gleises sondern auch neue Trassen, Unterführungen und Brücken.
Durch die Zulegung eines zweiten Gleises wird die mögliche Kapazität erhöht. Die Züge können sich dadurch auch außerhalb der Bahnhofsbereiche auf freier Strecke begegnen und überholen. Die neue Trassenführung ermöglicht ebenfalls Höchstgeschwindigkeiten bis zu 200km/h auf dieser Strecke.
Der neue Bahnhof entsteht zwischen Ebreichsdorf und Unterwaltersdorf an der L150 mit einer direkten Verbindungsstraße zur B60 und wird als multifunktionaler Verkehrsknoten ausgebildet. Die bisherigen, staugefährdeten Eisenbahnkreuzungen werden durch Unter- und Überführungen ersetzt, um die Wartezeiten an den Schrankenanlagen zu vermeiden.
Für das Projekt „Bahnhof Ebreichsdorf neu´´ werden zahlreiche neue bauliche Maßnahmen vorgesehen, von denen Fahrgäste profitieren können:
- Barrierefreie Gestaltung des gesamten Bahnhofsareals (zwei Lifte zu Bahnsteigen, Blindenleitsystem)
- Geschlossene, verglaste Wartebereiche auf Bahnsteigen
- Kundeninformationssysteme in Echtzeit
- Überdachter Busterminal
- Park&Ride-Anlage für rund 450 PKW
- Bike&Ride-Anlage für rund 150 Fahrräder
- Barrierefreie WC-Anlage
Weitere Baumaßnahmen in Ebreichsdorf umfassen:
- Errichtung der Eisenbahnstrecke in neuer Lage (Umfahrung Ebreichsdorf) und Auflassung der alten Strecke inkl. altem Bahnhof
- Bau einer Eisenbahn- und Straßenbrücke über die Fischa
- (Straßenbrücke verbindet B60 und L150 – direkte Zufahrt von der B60 zum Bahnhof, ohne die Ortszentren Weigelsdorf und Ebreichsdorf durchqueren zu müssen)
- Bau der Unterführung B60 nahe dem Sportzentrum
- Errichtung von Eisenbahnbrücken über den Hafnerbach und den Kalten Gang
- Errichtung einer Wirtschaftswegüberführung
Basierend auf der Ausgangslage des zweigleisigen Ausbaus der Pottendorfer Bahnlinie und der Errichtung eines neuen Bahnhofs wurde ebenfalls das Forschungsprojekt Smart City Ebreichsdorf (SMCE) der Technischen Universität Wien gegründet. Im Rahmen des Projektes wurden vier unterschiedliche Szenarien zur zukünftigen Stadtentwicklung von Ebreichsdorf entworfen und die Chancen und Risiken eines solchen Konzeptes analysiert.
Im ersten entworfenen Szenario, „Bahnhofsquartier Ebreichsdorf Neu“, entsteht ein neuer Teil des Ortes unmittebar um das Bahnhofsquartier. In Szenario 2 „Volle Kraft im Bestand“ wird der Trend des gebremsten Bevölkerungswachstums erwartet. Die Bevölkerung profitiert von der verbesserten Infrastruktur und die Entwicklung wird auf andere, bestehende, größere Siedlungen verlegt. Das Szenario 3 „Klare Kanten“ geht vom Erhalt der sichtbaren Trennung und der Eigenständigkeit der beiden Gemeinden Ebreichsdorf und Unterwaltersdorf, trotz dessen Verbindung durch die Lage neuen Bahnhofs. In Szenario 4 „Das Bahnhofsquartier als Brücke“ wird ein neues Bahnhofsquartier entwickelt, welches die Verbindung und das räumliche Zusammenwachsen der beiden Ortsteile Ebreichsdorf und Unterwaldensdorf darstellt.
Die vier Zukunftsszenarien verdeutlichen die unterschiedlichen Entwicklungsoptionen, die sich durch den Bau des neuen Bahnhofes ergeben. Damit verbunden sind sowohl Chancen als auch Risiken.
Chancen:
- Nachhaltigere Entwicklung durch den erhöhten Bahnverkehr
- Verkürzte Wartezeiten und verminderte Staubildung aufgrund der Entlastung des Straßenverkehrs
- Siedlungsflächenentwicklung durch den Neubau energieeffizienter Miet– oder Eigentumsobjekte rund um den neuen Bahnhof
- Anbindung an den Wirtschaftsraum Wien
Risiken:
- Erhöhte Lärmemissionen
- Potentielle, ungesteuerte und marktgetriebene Entwicklung
- Veränderung des Stadtbildes
Ziel von „Smart City Ebreichsdorf“ war es, im Zuge des Bahnhofsneubaus ein Nachdenken über die smarte Entwicklung der Gemeinde Ebreichsdorf anzuregen. Die explorative Studie konzentrierte sich zunächst nicht auf die Suche nach Lösungen, sondern auf die Förderung des Bewusstseins und eines Reflexionsprozesses für die anstehenden Herausforderungen für die BewohnerInnen und alle Stakeholder. Erst dann wurden verschiedene konkrete Szenarien erstellt, die das gesamte Spektrum der Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen und eine Grundlage für die Entscheidungsfindung und den eigentlichen Planungsprozess bilden.